
Nickelsdorf – Ort an der Grenze
© ORF Burgenland, Sendung vom: 29.04.2021
Das Burgenland hat eine geografisch exponierte Lage. Im Lauf der Jahrhunderte sind Siedler, Krieger und Flüchtlinge durch die Region gezogen – vor allem in den vergangenen 100 Jahren. Nickelsdorf ist dabei immer ein neuralgischer Grenzort gewesen.
Nickelsdorf war in der Vergangenheit immer wieder Schauplatz von Flüchtlings- und Migrationsbewegungen. Hier kamen 1919 ungarische Anhänger der Regierung Kun über die Grenze, als die Räterepublik niedergeschlagen wurde. Im Frühjahr 1938 versuchten Juden bei Nickelsdorf aus Österreich zu flüchten. Tausende Ungarn kamen über die Grenze als der Ungarnaufstand 1956 niedergeschlagen wurde. Als der Eiserne Vorhang 1989 fiel, flüchteten tausende DDR-Bürger bei Nickelsdorf über die Grenze.
Unglaubliche Lebensgeschichten gehört
Daran erinnerte sich auch der Pädagoge Walter Roth aus Pama (Bezirk Neusiedl am See), der damals als Rot-Kreuz-Helfer in Nickelsdorf im Einsatz war. „Sie kamen mit ihren Trabis oder zu Fuß und wir haben in zahlreichen Gesprächen auch die Gelegenheit gehabt ihre Lebensgeschichten zu hören. Das war teilweise sehr bedrückend. Ich erinnere mich da an ein Paar, das direkt von der eigenen Hochzeit kam. Sie noch im weißen Kleid und er im dunklen Anzug“, so Roth
Im Jahr 2015 rückte Nickelsdorf abermals in den Mittelpunkt des Weltgeschehens. Tausende Migranten – hauptsächlich aus Syrien, dem Irak und Afghanistan – kamen auf der Flucht vor Krieg oder Verfolgung in Nickelsdorf über die burgenländisch-ungarische Grenze und suchten in der Europäischen Union um Asyl an.